Der Freisinger Fisch-Skandal und seine Ursachen
Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die Behörden im Freisinger Landratsamt Ende vergangenen Jahres drei Fischzuchtbetriebe an der Moosach gesperrt hatten, da sowohl der Fluss als auch darin gezüchtete Fische mit Malachitgrün belastet waren. Malachitgrün ist eine Chemikalie, mit der Pilzerkrankungen bei Fischen behandelt werden können. Bei Speisefischen ist der Einsatz dieser Substanz verboten, da sie im Verdacht steht, Krebs erregend zu sein. Die Belastung der Moosach-Sedimente mit diesem Gift nimmt mittlerweile ab, allerdings sehr langsam. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.
Interessanter als die Frage nach den strafrechtlichen Konsequenzen für die verantwortlichen Fischzüchter ist allerdings die Frage, warum solche Skandale in den vergangenen Jahren zugenommen haben.
Tatsache ist, dass in den Fischzüchtereien in den letzten Jahren immer häufiger Pilzerkrankungen auftreten und gegen diese ist Malachitgrün ein illegales, aber probates Mittel. Durch die verhängnisvolle Landwirtchaftspolitik der letzten Jahrzehnte verfallen auch in der Fischzucht die Preise. Die Züchter haben immer mehr den Zwang zur Massentierhaltung, die Produktionsraten müssen permanent steigen, man muss immer mehr erzeugen, um überleben zu können.
Diese verhängnisvolle Entwicklung zeigt sich beispielhaft bei der Regenbogenforelle: Wir haben in Bayern nur noch 20 (!) Fließgewässer, wo die Regenbogenforelle ihre Eier auf natürliche Art im Fluss ablegt. Die Eier (bzw. die Laich) werden deshalb aus der ganzen Welt importiert, vor allem aus Indien und Ostasien. Dies erhöht natürlich das Risiko, unbekannte Viren und Bakterien einzuschleppen. Deshalb steigen die Krankheiten in den Fischzüchtereien an. Da kommt natürlich der eine oder andere Züchter in Versuchung, Chemikalien wie Malachitgrün einzusetzen.
Der kritische Verbraucher weiß mittlerweile um die Missstände in der konventionellen Landwirtschaft, die Auswirkungen der Massentierhaltung sind bekannt. Dass diese Fehlentwicklungen nicht nur in der Hühnerzucht oder bei der Rinder- und Schweinemast zu sehen sind, sondern wie in Freising auch bei der Fischzucht, kann eigentlich niemand überraschen. Die Zeche bezahlt wie immer der kleine Bauer oder Fischzüchter, den großen Reibach machen die internationalen Lebensmittelkonzerne.
Albert Schindelbeck